Streiten sich zwei, freut sich der Dritte. So oder so ähnlich trifft dieses Sprichwort in den meisten Fällen zu. Nicht jedoch in dem Fall des Krypto-Mining-Startups Envion. Folgt man den berichtenden Medien, so ist mittlerweile ein heftiger Streit zwischen den Verantwortlichen und den Anlegern um die einst so erfolgversprechende Envion AG entfacht – was ist passiert?
Noch Anfang des Jahres ließen sich in einem Initial Coin Offering (ICO), eine Art des Crowdfunding speziell für Kryptowährungen, rund 100 Millionen Dollar von Investoren einsammeln. Bei dieser Art der Finanzierung hatten etwa 30.000 Investoren Unternehmensanteile – sogenannte Tokens – für etwa einen US-Dollar pro Stück gekauft. Das Konzept der Envion AG klang zukunftsorientiert und vielversprechend. Den Geldgebern wurde eine Rendite von 161 % versprochen. Aus alternativer Energie sollte das umweltbelastende „Mining von Bitcoins“ sichergestellt werden. So wurden Rechencontainer am Rande von Solar- und Windparks sowie in der Nähe von Staudämmen errichtet. Der Digiconomist Alex de Vries ist der Auffassung, dass die weltweite Produktion der virtuellen Währung den Jahresstromverbrauch Dänemarks bald übertreffen werde1. Bei solch schockierenden Studien ist es erfreulich zu hören, dass sich Startups in diesem Bereich mit alternativen Energien befassen.
Eine ganz so weiße Weste scheint die Envion AG jedoch nicht zu besitzen. Es kursieren Gerüchte, dass das Mining-Startup sogenannte „Envion Token“ in zweistelliger Millionenhöhe illegal erzeugt und verkauft hat und somit auch ihre Anleger massiv betrogen haben soll. Schuldig will jedoch keiner gewesen sein. Der Envion CEO Matthias Woestmann beschuldigt das Gründungsteam der Envion AG im Zuge des ICO 2018 illegal 40 Millionen Token generiert und in Umlauf gebracht zu haben. Er forderte öffentlich Krypto-Börsen auf, den Handel mit Token einzustellen.
Envion Gründungsteam hingegen weist die Vorwürfe zurück
Das Gründungsteam hingegen weist die Vorwürfe zurück und beschuldigt Woestmann diesen Vorwand nur zu nutzen, um seine eigens geplante Übernahme der Envion AG zu verheimlichen. Der Gründer Michael Luckow werfe dem CEO vor, gemeinsam mit seinem Rechtsberater, dem Berliner Anwalt Thomas van Aubel, unrechtmäßig über eine Kapitalerhöhung die beherrschenden Anteile des Gründerteams von 81 Prozent auf 33 Prozent verwässert und so die Herrschaft über die Envion AG an sich gerissen zu haben.2
Gegenüber dem Handelsblatt räumte Luckow ein, dass mehr Token als benötigt erstellt wurden. Diese seien jedoch für einen Großinvestor gedacht gewesen, der dann abgesprungen ist. Die Vorfälle seien der Geschäftsführung mit der Bitte gemeldet wurden, die überschüssigen Token zu vernichten.
Durch diese Zerwürfnisse kam es nie zur Serienproduktion der Container. Erstaunlich ist, dass gut zwei Drittel der Investoren weiter auf einen Erfolg der Envion AG setzen. Man beachte hierbei, dass die am Anfang an die Geldgeber ausgegebenen Token (ähnlich wie Aktien/Anteile) einen Wert von 1 US Dollar hatten. Mittlerweile liegt der Wert für einen Token bei lediglich 7,8 Cent.4
Wie das Ganze ausgeht und ob wirklich Token in Millionenhöhe erstellt wurden, wird das Berliner Landgericht klären. Jedenfalls wird es für beide Parteien schwer, ihr Image als vorausschauendes zukunftsorientiertes Startup beizubehalten. Von dem Vertrauensschaden auf Seiten der Anleger ganz zu schweigen. Derzeit laufen die ersten Prozesse gegen die Envion AG.
Die Zeit wird zeigen, ob sich das Unternehmen davon erholen wird – und Zeit ist im Bereich der Kryptowährungen die wichtigste Komponente.
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