Die Postbank kommt nicht zur Ruhe: Am Mittwoch, den 29.01.2014 informierte das Nachrichtenmagazin „Exakt“ (MDR) , über die Geschäftspraktiken der Postbank Vermögensberatung.
Die Beratungsgesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter der Postbank. Dem Unternehmen, das einst aus der Deutschen Bundespost hervorging, wird vorgeworfen, an Tausende Kunden hochriskante Geldanlagen verkauft zu haben. Betroffen sind häufig ältere, gutgläubige Kunden, die noch an die Ehrlichkeit des „Postbeamten“ glaubten.
Im Fokus stehen geschlossene Fonds, bei denen die Postbankkunden in hochriskante Projekte, wie beispielsweise Containerschiffe, investierten. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) sprachen Anleger über Ihre Verluste: „Die Schiffsfonds wären ein Top-Angebot. Von Risiko war keine Rede“, so ein Geschädigter, dem ein Verlust von rund 40.000 Euro droht – rund 80 Prozent seiner Investitionen. Für jeden erfolgreichen Vertragsabschluss kassierten Postbank- und Berater zusammen bis zu 19 Prozent Provision.
„Diese Provisionssätze sind unverschämt und widersprechen jeder seriösen Beratung. Hier greift das Prinzip des Einwegkunden: ich nehme sein Vermögen, versenke es komplett, ziehe die Provision ab und schmeiße den Kunden anschließend weg wie eine Einwegflasche“, resümiert Helge Petersen, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Von Hamburg und Kiel aus vertritt er bundesweit die Interessen hunderter geschädigter Postbankkunden.
Helge Petersen liegen Unterlagen und ein Revisionsbericht vor, die beweisen, dass die Unternehmensleitung der Postbank schon sehr früh über das unseriöse Vorgehen ihrer Mitarbeiter informiert wurde. Auch dem „Stern“ liegen interne Papiere der Postbank vor, die ein unmissverständliches Bild zeichnen: Bereits 2006 habe die Revision den Vertrieb überprüft – und dabei festgestellt, dass bei einer Stichprobe in 72,5 Prozent der Fälle das vermittelte Postbankprodukt vom Anlegerprofil abweiche.
Fazit von Helge Petersen: „Drei von vier Kunden haben Geldanlagen gezeichnet, die nicht zu ihnen passen. Die Vorstände der Postbank wurden darüber informiert, dass mit Schadensersatzforderungen gerechnet werden muss. In einem Schreiben des Postbank-Risikomanagements an den Vorstand heißt es, dass ein Fondsvolumen von 944 Millionen Euro potenziell von Klagen betroffen sei.“
„Diese Rechnung geht immer auf. Wenn ich für ca. 1,3 Milliarden Euro, wie bei der Postbank, diese Produkte verkaufe, dann zahle ich im schlechtesten Fall ein paar Millionen Euro Schadenersatz. Das ist viel weniger, als das, was ich an Gesamtprovision verdient habe. Insofern ist die Falschberatung auch ein Geschäftskonzept.“, so Helge Petersen.
Die Postbank zahlte im Jahr 2013 außergerichtlich hohe Vergleichsquoten. Mit der Einreichung von 120 Klagen, 250 Bafin- und Ombudsbeschwerden will die Kanzlei Helge Petersen & Collegen die Vergleichsquoten in Richtung 100 Prozent bringen. Die Chancen für Kläger stehen gut, da die Beweislage gegen die Postbank erdrückend ist.